Die richtige Personalauswahl ist eine der wichtigsten Aufgaben, die ein Unternehmen lösen muss, um langfristigen Erfolg zu erzielen. Die Mitarbeiter eines Unternehmens sind der Motor, der es antreibt, und daher ist es unerlässlich, dass das Unternehmen bei der Auswahl des Personals sorgfältig vorgeht. Die Auswahl des falschen Personals ist auf der anderen Seite einer der wichtigsten Gründe dafür, dass Ziele nicht erreicht werden.

Im Fußball spielt die Qualität der Personalauswahl eine noch wichtigere Rolle. Sportlicher Erfolg und sportlicher Misserfolg wirken sich viel deutlicher in der wirtschaftlichen Situation aus, wie dies in durchschnittlichen Unternehmen der Fall wäre. In der Folge neigen Fußball-Clubs dazu zu überinvestiveren.

Wirklich problematisch im Fußball ist aber das Grundproblem des Personalmanagements, dass es in der Regel keine objektive Bewertung von Kadern gibt. Die Kader werden fast ausschließlich nach Gefühl, Geschmack und Intuition zusammengestellt, ohne dass es ernst zu nehmende Versuche gäbe, die Kaderauswahl objektiv an den sportlichen Zielen auszurichten. Das Ziel Nicht-Abstieg benötigt eben einen anderen Kader und eine andere Herangehensweise als das Ziel Aufstieg.

Oft werden sportliche Ziele formuliert, ohne dass tatsächlich objektiv geeignete Maßnahmen für die Zielerreichung festgelegt werden. Das Ziel Aufstieg wird in der Regel nur mit der Maßnahme unterlegt, dass mehr in den Kader investiert werden muss.

Allein ein teurerer Kader bringt aber nicht mehr sportlichen Erfolg. Es gibt genügend Beispiele, da hat ein wesentlich teurerer Kader wesentlich schlechter abgeschnitten als ein wesentlich preiswerterer.

Das kann unterschiedliche Gründe haben. Oft gibt es im Umfeld der Mannschaften Verwerfungen, so dass sich die Spieler und Trainer mit allem möglichen, aber nicht mit den sportlichen Ziele beschäftigen. Nicht motivierte und abgelenkte Spieler und Trainer können aber die geforderten Ergebnisse nicht liefern. Gründe dafür sind dann oft klassische Führungsthemen der Teamführung.

Mindestens genau so oft kann aber gesagt werden: Ein subjektiver Preis steht nicht für die sportliche und menschliche Qualität eines Spielers. Zwischen unseren Analysen von objektivierten Marktwerten und den Marktwerten von Transfermarkt gibt es absurde Differenzen.

Grundsätzlich können qualitativ gute Spieler mit ausgeprägtem Kampfgeist Entscheidungen für das eigene Team auch gegen stärkere Gegner mit höherer Wahrscheinlichkeit erzwingen. Dazu müssen aber Motivationen und Qualitäten objektiv vorhanden sein.

Problem in der Motivation ist: Die Motivationen können sich relativ schnell ändern und Motivationen sind durch das Umfeld kaum positiv beeinflussbar. Im Wesentlichen können Spieler schnell demotiviert werden. Motivieren von Spielern selbst ist kaum möglich. Unabhängig davon existiert aber der Glaube, dass Spieler mit Geld motiviert werden könnten.

Natürlich ist eine zielorientierte und halbwegs faire Vergütung der Spielerleistungen im Profisport wichtig. Die Vergütung und die Vergütungsstruktur ist ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Spielern. Wenn diese sich wohl fühlen kann ein ganz anderes Leistungskontingent abgerufen werden.

Es gilt aber auch für die Vergütung: Die Wahrscheinlichkeit den Kader mit der Vergütungsstruktur zu demotivieren ist größer als die Wahrscheinlichkeit zu motivieren. Kommt die Argumentation, „kein Geld schießt auch keine Tore“, liegt mehr im Argen als die Vergütung.

Einfacher zu objektivieren sind die Qualitäten der Spieler. Aus diesem Grund haben wir uns von Anfang an auf die Bewertung der objektivierbaren Qualität der Spieler konzentriert. Leider werden in der Praxis die Qualität der Spieler nicht objektiv gemessen. Es wird fast ausschließlich auf der Basis subjektiver Faktoren oder auf der Basis willkürlicher Faktoren bewertet. Aus diesem Grund haben die Marktwerte von Spielern wenig Korrelation mit der Qualität und mehr Korrelation mit den Vorlieben von bestimmten Typen Trainern oder Sportdirektoren.

Die Qualität hat einen entscheidenden Einfluss auf den tatsächlichen Wert des Spielers. Die objektiven Faktoren für den Spielerwert sind:

  • Vermarktbarkeit
  • objektivierte Qualität
  • Potential des Spielers (im wesentlichen Alter)
  • Ausfallrisiko

Die Vermarktbarkeit kann vielleicht durch Marketingexperten bewertet werden. Eine Objektivierung und sinnvolle Messung insbesondere aus der Sicht der Erreichung sportlicher Ziele ist vermutlich nicht möglich. Deshalb berücksichtigen wir die Vermarktbarkeit in unseren Modellen bisher nicht. Nutzer unseres Systems müssen also ggf. den Marktwert aufgrund der Vermarktbarkeit nach oben anpassen.

Die objektive Qualität kann tatsächlich mit den richtigen Parametern in ausreichender Datendichte sehr gut abgeschätzt werden. Damit ergeben sich sehr gute Möglichkeiten über- und vor allem vollkommen unterbewertete Spieler zu identifizieren. Unterbewertete Spieler sind spekulativ interessant, das muss sicher nicht erläutert werden. Aber unterbewertete Spieler haben das potential finanziell schwach aufgestellten Vereinen bei der Erreichung von sportlichen Zielen aufgrund der niedrigen Kosten überproportional zu helfen.

Das Potential eines Spielers kann mathematisch mit Wahrscheinlichkeitsvektoren abgeschätzt werden, wenn die Qualität des Spieler und die Entwicklung der Qualität des Spielers objektiviert erfasst werden. Leider wird die Qualität in der Praxis nicht wirklich erfasst. Oft werden vollkommen willkürliche Kriterien zur Spielerbeurteilung herangezogen. Damit ist auch eine Potentialabschätzung nicht wirklich möglich. Uns ist aber die valide Modellierung von Spielerpotentialen gelungen, so dass wir den Potential-Wert voraussichtlich relativ zuverlässig prognostizieren können. Hier arbeiten wir gerade an der Validierung der Ergebnisse.

Das Ausfallrisiko eines Spielers ändert sich im Laufe der Zeit. Unabhängig davon ist die Größe sehr einfach messbar und kann damit direkt in der Kaderplanung berücksichtigt werden. Daraus leitet sich dann ein Modell für den Markwert ab. Faktisch reduziert sich der Marktwert über einen Ausfallverlust. An diesem Modell arbeiten wir noch.

Qualitätswert

Der Qualitätswert im Fußball hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diese sind zum Beispiel

  • Führungsfähigkeit
  • taktische Verständnis
  • technische Umsetzung
  • Druckresistenz
  • Professionalität

Eine Mannschaft darf nicht nur aus Führungsspielern bestehen. Unabhängig davon sind Führungsspieler die Voraussetzung für den sportlichen Erfolg. Da die meisten Spieler keine Führungsrolle übernehmen und rund 30% der Spieler auf dem Platz Führungsspieler sein müssen, ist klar, dass die Konkurrenz um diese Spieler sehr groß ist. Folglich haben diese Spieler einen höheren Marktwert.

Wir ermitteln für jeden Spieler einen Parameter, der die Führungsqualität quantitativ misst. An dem Modell arbeiten wir noch.

Der Trainer gibt taktische Weisungen, um Schwächen der Gegner zu nutzen und eigene Schwächen zu kompensieren. Spieler, die diese taktischen Weisungen schnell verstehen und direkt konsequent erfolgreich umsetzen, sind für den sportlichen Erfolg wichtig. Gerade in knappen Spielen muss ggf. schnell reagiert werden. Lange Erklärungen sind dann nicht möglich. Der Spieler muss das Problem verstehen und direkt die Lösung anwenden können. Das setzt Auffassungsgabe und Intelligenz voraus. Damit sind diese Spieler für den Verein wichtiger und entsprechend mehr wert.

Wir ermitteln für jeden Spieler mehrere Parameter, die die taktische Qualität quantitativ messen. An dem Modell arbeiten wir noch.

Die technische Umsetzung ist das, was für Nicht-Fußballer Eindruck macht. Eine spektakuläre Umsetzung wird in der Regel überbewertet. Für den sportlichen Erfolg ist es aber relativ egal, ab der Ball mit der Hake, mit dem Knie oder mit der blutenden Nase ins Tor gebracht wird. Es geht um das Ergebnis. Unabhängig davon muss die technische Qualität gemessen und bewertet werden.

Wir ermitteln für jeden Spieler mehrere Parameter, die die technische Qualität quantitativ messen. Die technische Qualität wird aber im Marktwert bisher nach unseren Ergebnissen überbewertet. An dem Modell arbeiten wir noch.

Für Endspiele, Pokalspiele und 6-Punkte-Spiele ist die Druckresistenz wichtig. Diese wird in den Sichtungen nach unserer Erfahrung unterbewertet. Spieler knicken regelmäßig unter Druck ein. Dieser Druck entsteht nicht nur auf dem Feld. Auch die Medien sorgen regelmäßig mit vollkommen absurden Stories für Druck bei den Spielern. Mit fehlender Druckresistenz werden aber die sportliche Erfolge gefährdet.

Wir ermitteln für jeden Spieler mehrere Parameter, die die Druckresistenz quantitativ messen. Die Druckresistenz wird im Marktwert bisher nach unseren Ergebnissen unterbewertet. Hier arbeiten wir gerade an der Validierung der Ergebnisse.

Unter Professionalität wird verstanden, dass ein Ergebnis mit konstanter Qualität geliefert wird. Das bedeutet im Fußball, dass gegen gute, durchschnittliche und schlechte Mannschaften die Leistung abgerufen wird, die für das notwendige sportliche Ergebnis benötigt wird. Dies ist schwieriger, als es sich anhört. Der Einfluss auf die sportlichen Ziele ist aber erheblich, wenn Punkte unnötig gegen schwache Gegner liegen bleiben.

Wir ermitteln für jeden Spieler mehrere Parameter, die die Professionalität quantitativ messen. Die Professionalität wird im Marktwert bisher nach unseren Ergebnissen unterbewertet. Hier arbeiten wir gerade an der Validierung der Ergebnisse

Potentialwert

Auf der Basis der Verläufe der Qualitätswerte und des Alters kann der wahrscheinliche Korridor des Potentialwerts eines Spielers abgeschätzt werden. Dazu haben wir erste Versuche gemacht. Die Qualität der Potentialwertabschätzung ist im Mai 2023 aber noch recht schlecht, da unsere Datenbasis hierfür noch nicht ausreicht. Die Potentialwertabschätzungen werden in den kommenden Jahren viel besser werden. Die Modelle müssen mit der besseren Datenbank angepasst werden.

Ausfallwertverlust

Spieler, die Gehalt beziehen, Kaderplätze blockieren und nicht für Spiele zur Verfügung stehen, sind immer wieder ärgerlich für die Kaderverantwortlichen. Die Gründe für das Nicht-zur-Verfügung-stehen können unterschiedlich sein. Dazu gehören hohe Neigung zur Krankheit oder Verletzung, Sperren, Unprofessionalität, Allergien oder Probleme im Umfeld.

Sicher muss bei Sperren differenziert werden. Ist die Sperre die Folge einer „Großtat“ zur Rettung von wichtigen Punkten oder nur von unreflektiertem Verhalten? Derjenige, der sich für seinen Club in Gefahr begibt, ist sicher eher wertvoller und steigert mit der Sperre seinen Wert. Wir sind aktuell noch nicht in der Lage, diese Fälle sicher zu identifizieren. Entsprechend unsicher ist unsere Abschätzung des Ausfallverlusts.

Ein weiterer Aspekt der Ermittlung von Ausfallwertverluste sind Verläufe und historische Daten. Da unser Datenbestand dafür noch nicht ausreicht, können wir auch diese Werte noch nicht ausreichend bewerten.

Zusammenfassung des Entwicklungsstands im Mai 2023

Mit dem Kaderplaner kann der Leistung-Marktwert sehr gut ermittelt werden. Er steht für alle Spieler, die aktuell erfasst werden und in den beobachteten Ligen spielen, zur Verfügung. Wir planen die fortlaufende Aktualisierung unserer Top-Spieler-Schnäpchen und unserer Top-überwerteten Spieler. Damit können potentielle Interessenten die Qualität unserer Bewertungen objektiv verfolgen. Allerdings muss dazu gesagt werden: Wir schätzen Wahrscheinlichkeiten ab. Die Zukunft kennen auch wir nicht.

Der Potential-Marktwert und der Ausfall-Marktwertverlust entwickelte sich mit dem Datenbestand.

Den Marketing-Marktwert werden wir von TSS voraussichtlich nicht ermitteln.